IMAGON

REZENSIONEN


Um die Kritiken »spoilerfrei« zu halten, wurden alle Inhaltsangaben aus den ansonsten unverfälscht wiedergegebenen Besprechungen entfernt.
 



      EINKAUFSDIENST DER DEUTSCHEN BIBLIOTHEKEN

Mit dem packenden Thriller ist dem mehrfach ausgezeichneten deutschen Fantastik-Autor (Jahrgang 1965) erneut ein Bravourstück gelungen (zuletzt "Die Stille nach dem Ton", 1999, "Lord Gamma", 2001). In Anlehnung an Lovecrafts Cthulhu-Mythos und dessen Gruselklassiker "Die Berge des Wahnsinns" hat Marrak eine intensiv recherchierte Zukunftsgeschichte geschaffen, die dank ihrer Atmosphärischen Dichte, der nie abreißenden Spannungskurve und des außergewöhnlichen Handlungsverlaufs im SF-Genre der letzten Jahre ihresgleichen suchen dürfte. SF- und Horror-Fans sollten überall unverzüglich zugreifen!

Jürgen Seefeld


      ENVOLVER ( www.envolver.at )

Der Mann hat was drauf - das schwant dem zunächst noch arglosen Leser schon nach wenigen Seiten. Denn der Schrecken kommt bei Marrak ganz wissenschaftlich daher. Der dänische Meteoriten-Experte Poul Silis - zu anfangs noch ein bedingungsloser Anhänger der exakten Wissenschaften wie Max Frisch' "Home Faber" - wird nach Grönland berufen, um eine mysteriöse Einschlagsstelle näher in Augenschein zu nehmen. Bald jedoch steht nicht mehr diese im Zentrum der Aufmerksamkeit, sondern ein durch den vermeintlichen Einschlag freigeschmolzener Tempel und dessen tödlicher Einfluß auf die Expeditionsteilnehmer, die entsprechend rasant dezimiert werden. Sogar einen Kurzausflug in die Jungsteinzeit, in die es den Protagonisten zwischenzeitlich verschlägt, nimmt man dem Autor ohne Weiteres ab. Marrak schildert die uns bekannte Welt und macht daraus unversehens eine gänzlich andere. Unter der dünnen Oberfläche lauern unirdische Schrecken und Lovecraft'sche Albtraumgestalten. Horror der etwas subtileren Art, der dafür umso nachhaltiger in den Gliedern sitzt, und nebenbei ein Leckerbissen für Agoraphobiker (und solche, die's werden wollen).

Reinhard Ebner


      STADTMAGAZIN

Bisher sind einige wohlfeile zu diesem Thema erschienen, was fehlte, war die Aktualisierung des Kults. Dank Michael Marrak können sich die Fans von Horror-Literatur nun mit der archaischen Vergangenheit unserer Welt befassen, ohne unbedingt in vergangenen Jahrzehnten einzusteigen. Der Roman spielt in der Jetztzeit. Damit gewinnt der alte Lovecraft-Kult eine neue Qualität.

Mit dramaturgischer Finesse malt der Autor ein Horror-Szenario, das nicht nur eine Verbeugung vor dem Initiator des Kults ist, sondern eine sehr logische Geschichte speist. Der Roman ist spannend trotz seiner üppigen Ausführlichkeit. Da hat kein Epigone zugeschlagen, sondern ein Autor, dessen Faszination vom düsteren Werk des großen Schriftstellers genau in dessen Sinne zu einem Wissenschaftsthriller mutiert ist.

Jürgen Schild


      FANTASY GUIDE ( www.fantasyguide.de )

Laut einer bekannten Redensart sollte ein Buch niemals nach dem Umschlag bewertet werden, im Fall des Romas "Imagon" jedoch werden die hohen Erwartungen, die das Äußere des Buches weckt, durchaus erfüllt. Das schwarze Hardcover mit Goldprägung, inkludiertem Stofflesezeichen und Schutzumschlag, der ein recht ästhetisches, dennoch modernes und vom Autor selbst gestaltetes Titelbild trägt, zeugt von einer Qualität, die die überall vorherrschenden Taschenbücher so schmerzlich vermissen lassen.
All das ist jedoch nur ein Vorgeschmack auf den Inhalt des Buches, der sich spannend, jedoch, vor allem was die zwanglos eingebauten wissenschaftlichen Arbeitsmethoden betrifft, sorgfältig recherchiert und niemals niveaulos präsentiert. Hauptperson des Romans ist der Geophysiker Poul Silis, in dessen Gefühlswelt der Autor durch die Wahl der Erzählweise - nämlich der Ich-Form - tiefe und überzeugende Einblicke gewährt.

Bei "Imagon" handelt es sich um einen von H.P.Lovecrafts "Berge des Wahnsinns" inspirierten Roman, allerdings ohne ein bloßer Abklatsch zu sein. Der Autor hat ganz bewußt darauf verzichtet, die Neuerungen der Technik, die es seit Lovecraft gegeben hat, zu ignorieren, allerdings sind diese unaufdringlich in die Geschichte eingewoben und wirken niemals störend. Die Grundstimmung von Kälte, Verzweiflung und Machtlosigkeit des Protagonisten angesichts eines undurchschaubaren, kosmischen Plans ist jedoch sowohl bei Marrak als auch bei seinem großen Vorbild die gleiche und genau das ist das Wesen des Mythos, das diesen so lange am Leben erhalten hat...

Nina


      ALIEN CONTACT (www.alien-contact.de )

In der Buchreihe H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens erschienen bisher Romane und Erzählungen, die sich an das Werk Lovecrafts anlehnen. Michael Marrak jedoch holte das "Kosmische Grauen" auf eine rationale Ebene und schrieb mit Imagon einen Wissenschafts-Thriller, der in naher Zukunft spielt. Die Handlung basiert auf der Novelle "Der Eistempel" in Marraks Erzählungsband Die Stille nach dem Ton, wurde jedoch stark erweitert und durch ausführliche Recherchen untermauert. Sogar eine Zeitreise wurde in die Geschichte integriert. Der Autor hat sich eingehend mit allen wissenschaftlichen Details beschäftigt und ließ es sich auch nicht nehmen, diese Details dem Leser ausführlich zu vermitteln, worunter der Fluss der Handlung gelegentlich leidet. Die Spannung des Buches resultiert nicht aus Konflikten, sondern aus den Geheimnissen um das Wesen und die Herkunft der Großen Alten, die nach und nach gelüftet werden.
Das furiose Finale des Romans entschädigt für einige Durststrecken in der ersten Hälfte. Insbesondere Lovecraft-Leser werden begeistert sein über die neue Dimension, die Michael Marrak dem Cthulhu-Mythos eröffnet hat.

Hardy Kettlitz


      LITERATURSCHOCK ( www.literaturschock.de )

Imagon ist - obwohl das Buch nur knapp über 400 Seiten umfasst - ein ganz schön harter Brocken. Michael Marrak bombardiert den Leser mit Eskimomythen und verknüpft diese Mythen mit H.P. Lovecrafts Cthulhu-Mythos. Eine Schublade für dieses Buch muss erst noch erfunden werden, denn das Ergebnis ist ein wissenschaftlicher Horrorroman mit phantastischen Thrillerelementen. Anfangs konzentriert sich der Autor eher auf das wissenschaftliche und auf das Erzählen von Legenden, das Nennen von Göttern. Dann nimmt das Tempo des Erzählflusses beständig zu und vor allem am Ende des Buches überwiegen die Horrorszenarien.

Die Hauptfigur Poul Silis hat große Ähnlichkeit mit Stan Ternasky aus "Lord Gamma" - auch Stan ist ein zynischer und oft sarkastischer, aber sehr sympathischer Charakter. Sehr positiv möchte ich hier ausdrücklich das Ende des Buches erwähnen, das ich in dieser Form bis zum Schluß nicht erwartet hätte. Allerdings muss ich zugeben, dass mich der Autor manchmal mit seinen Beschreibungen und Ideen fast abgehängt hätte - das Buch ist also nicht für ein Zwischendurch-zum-Drüberlesen geeignet, sondern erfordert alle Aufmerksamkeit, die man ihm schenken kann. Fazit: Sehr informativ und spannend.

Susanne K.


      DARKWEB ( www.darkweb.de )

Michael Marrak hat für " Imagon" umfangreiche Recherchen angestellt. Er unterhielt sich sogar mit einem deutschen Antarktisforscher, um die Infrastruktur einer Polarstation glaubwürdig schildern zu können. Darüber hinaus informierte er sich eingehend über so verschiedene Themen wie Meteoriten, Geologie, die Kultur der Inuit (Ureinwohner Grönlands), Paläontologie, Gletscherkunde und medizinische Quarantäneprozeduren. Daran dürfte es liegen, dass der Roman über weite Strecken sehr realistisch wirkt. Michael Marrak schildert die Polarstation, ihre Bewohner und das Umfeld so lebendig, dass man zeitweise meint, die Kälte direkt spüren zu können.

Wie Kenner bereits bemerkt haben dürften, ist der Plot natürlich stark an H. P. Lovecrafts Novelle "Mountains of Madness" (dt. Berge des Wahnsinns, erschienen bei Suhrkamp) angelehnt. Aber " Imagon" ist nicht einfach eine Kopie, sondern eine Hommage an HPL, den Großmeister der Horrorliteratur des 20. Jahrhunderts - zumal der Buchrücken eindeutig auf die Parallelen hinweist. Darüber hinaus ist " Imagon" einiges komplexer als die "Vorlage", und endet auch anders.

Fazit: Mit " Imagon" ist es Michael Marrak gelungen, zentrale Motive aus Lovecrafts Cthulhu-Mythos erfolgreich ins 21.Jahrhundert zu übertragen. Jedem Fan anspruchsvoller Horrorliteratur sei dieses Buch wärmstens empfohlen (trotz des eisigen Themas :) ).

Volkmar Kuhnle


      RINGBOTE ONLINE ( www.ringbote.de )

Mit "Imagon" legt der deutsche Autor Michael Marrak einen phantastischen Roman vor, der sich am Werke Howard Philips Lovecrafts orientiert. Das Buch braucht hinsichtlich Inhalt und Umsetzung einen Vergleich mit den Werken international bekannter Horror-Autoren nicht zu scheuen.
Michael Marrak gelingt es, mit "Imagon" den Cthulhu-Mythos in die moderne Zeit zu übertragen, ohne dabei an Originalität zu verlieren oder Lovecraft nur zu kopieren. Marrak erschafft mit der Mischung aus moderner Wissenschaft und Eskimo-Mythen ein eigenständiges Werk und eine würdige Hommage an Howard Philips Lovecraft, die allerdings auch von Lesern verstanden werden kann, denen die Werke Lovecrafts nicht geläufig sind. Behutsam baut Marrak den Spannungsbogen auf und erzeugt eine unwirklichen Atmosphäre, eine Ahnung lauernden Schreckens, die sich zum Ende hin immer mehr verdichtet und schließlich in Action entlädt. Allerdings verzichtet Michael Marrak auf eine Lösung der Ereignisse durch Gewalt, denn selbst die moderne Militär-Maschinerie kann gegen die Schrecken aus grauer Vorzeit nichts ausrichten. Die Orgie kompromissloser Verwüstung ist lediglich die Ouvertüre zum eigentlichen Höhepunkt, der sich zwar leise, aber nichtsdestotrotz packend vollzieht. Erfrischender Weise verzichtet Marrak darauf, den Horror durch massives Blutvergießen zu definieren; er setzt das Element der Gewalt sparsam und daher um so wirkungsvoller ein.
Angenehm fällt auch die wissenschaftliche Sachkenntnis ins Auge, die sich der Autor offenbar durch eingehende Recherchen erworben hat. Wenn, wie Roger Caillois einst sagte, das Phantastische sein Echtheitszertifikat vom Realen erhält, so ist Marraks phantastisches Element sehr echt, weil es im starken Kontrast zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen und Arbeitsweisen der Personen an der Grabungsstätte steht.
Fazit: Meiner Meinung nach ist Imagon eine der besten Horror-Erzählungen, die ich seit langer Zeit gelesen habe, und ich hoffe, dass sich zukünftige Veröffentlichung des Autors an diesem Standard orientieren werden.

Joachim A Hagen


      PHANTASTIK ( www.phantastik.de )

Viel darf man über den Inhalt von "Imagon" nicht ausplaudern, den wie vom Autor gewohnt entpuppt sich einiges auf den zweiten Blick als völlig anders, als zunächst gedacht und am Ende ist man erstaunt, wie geschickt der Autor die Fäden der Story knüpfte, um den Leser aufs sprichwörtliche Glatteis zu führen.

Mit "Imagon" von Michael Marrak feiert die Buchreihe "H.P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens" des Festa-Verlags ein würdiges Jubiläum. Michael Marrak, der in den letzten Jahren gleich mehrfach mit Preisen ausgezeichnet wurde (u.a und vor allem für seinen empfehlenswerten Roman "Lord Gamma", der im Mai bei Bastei-Lübbe im Taschenbuch erschienen war), legt hier einen überaus spannenden und fesselnden Mix aus Near-Future-Thriller und H.P. Lovecrafts Mythologie um die "Grossen Alten" vor, der seinesgleichen sucht. Dabei gelingt ihm das, was viele Autoren nicht zustande bekommen: Den angejährten Kult um die "Grossen Alten" in unsere Zeit zu versetzen und das Thema vom Staub vergangener Jahre zu befreien. Dem Leser wird einiges geboten: Zum blutgerinnen spannende Lektüre mit einem cool-sarkastischen Helden, beunruhigende Rätsel und viele nette, kleine, verschachtelte Geschichtelchen rund um den Handlungsort, die mir besonders gefallen haben. Der Verlag sorgt zudem mit der liebevollen "Verpackung" (Hardcover, Lesebändchen, Goldaufdruck) dafür, dass man das Buch vor der letzten Zeile nicht mehr aus der Hand legen mag.

Olaf J. Menke


      PHANTASTISCH!  (SF- & Phantastik-Magazin - www.phantastisch.net )

In der von Frank Festa herausgegebenen und mittlerweile etablierten Reihe H.P. LOVECRAFTS BIBLIOTHEK DES SCHRECKENS veröffentlicht Michael Marrak seinen neuesten, in einer nahen Zukunft spielenden, Horror-Roman. Marrak reiht sich mit seinem neuen Roman ein in die Liste der Autoren, die den von H. P. Lovecraft zwischen 1920 und 1940 entwickelten Cthulhu-Mythos weiterschreiben. Und obwohl Marrak sicherlich ein guter Erzähler ist, der alle notwendigen Register zieht, die eine solche Geschichte spannend machen, bleibt ein etwas schaler Geschmack zurück, wenn man das Buch nach der letzten Seite schließt.
Denn irgendwo hat man das alles schon mal gelesen. Der Militäreinsatz, einschließlich Quarantäne-Station, Entseuchung und Evakuierung des Personals, Verhör der Protagonisten, denen die voreingenommenen Geheimdienstler natürlich bis zur vorhergesagten Katastrophe nichts glauben, kommt so fast identisch in Stephen Kings "Duddits" vor. Das Verhältnis des "Helden" Poul zu den einheimischen Inuit und ihren Sitten und Bräuchen, zu Grönland und dessen Naturerscheinungen wie Schnee, Gletschern oder Mitternachtssonne wurde von Peter Hoeg in "Fräulein Smillas Gespür für Schnee" bereits vor zehn Jahren besser beschrieben. Selbst der Zeitsprung Pouls in eine über 8000 Jahre zurückliegende Epoche Grönlands, bei dem er auf die Frau seines Lebens trifft, wirkt wie ein Abklatsch auf Diana Gabaldons Hochland-Zyklus.
Ein weiteres Problem ergibt sich durch die Länge des Buches. Wohlweislich hat es Lovecraft vermieden, Romane zu schreiben. Seine Erzählungen und Geschichten sind meist kurz und erreichen nur in Ausnahmefällen die Länge einer Novelle. Das hat seinen Grund nicht zuletzt im, dem Leser zumutbaren, Spannungsbogen, den eine solche Mischung aus Schauerromantik, Science Fiction und Psychothriller aufrecht erhalten muss.
Marrak jedoch begeht den Fehler, alle seine, durch gründliche Recherche erworbenen Kenntnisse auch unbedingt vor dem Leser ausbreiten zu wollen. Seitenlange Aneinanderreihungen einer umständlichen und epigonalen Mystik versuchen zudem vergeblich, den Gänsehauteffekt zu erreichen, der sich bei Lovecraft problemlos einstellt, wenn dieser in einem Halbsatz das schaurige "Necronomicon" auch nur erwähnt.
Leider gelingt es dem Autor auch nicht, im Leser den Funken zu Poul überspringen zu lassen. Obwohl das Buch durchgängig in Ich-Form erzählt ist, bekommt man kaum einen Eindruck, was diesen Menschen bewegt, warum er sein Schicksal erfüllt, ohne ernsthaft über mögliche Konsequenzen nachzudenken, ja letztendlich bleibt man selbst so gefühllos Poul gegenüber, wie dieser es am Ende des Buches mit sich und seinen Mitmenschen ist.
So ist "Imagon" vor allem eine verschenkte Chance. Marrak hätte es mit diesem Buch schaffen können, einem international erfolgreichen Zyklus eine interessante neue Note abzugewinnen. Die nötigen Zutaten sind vorhanden, einschließlich dem schriftstellerischen Talent, das zwischendurch immer wieder aufblitzt, dennoch wäre in diesem Fall weniger mehr gewesen.

Herrmann Ibendorf


      FANDOM OBSERVER (www.fandomobserver.de )

Lange haben die Leser auf diesen Roman warten müssen. Immer wieder wurde das Erscheinungsdatum geändert und dabei zumeist nach hinten verschoben. Nachdem aber bei Bastei-Lübbe der lang vergriffene Roman "Lord Gamma" als Taschenbuch wieder aufgelegt wurde, sah sich der Festa-Verlag genötigt den neuen Marrak kurz darauf folgen zu lassen.

Im Vorfeld wurde ja bereits viel über diesen Roman berichtet. So war das von Michael Marrak selbst gestaltete Cover, welches mir persönlich sehr zusagt und zum Roman einfach passt, bereits vorab im Internet zu bewundern. Einen Vorgeschmack auf den Inhalt konnten die Besucher des DortCons im Frühjahr bereits erfahren, da Michael Marrak hier aus seinem neuen Roman vorlas. Anfang Juli folgte dann ein Interview garniert mit einem Auszug aus "IMAGON" in phantastisch! 7.

In dem Interview bezeichnet Michael Marrak seinen Roman selbst als Horror-Roman. Nach der Lektüre der ersten paar Kapitel wird sich der Leser fragen, wo denn der Horror in diesem Werk nun bleibt. Michael Marrak nimmt sich Zeit zum Entwerfen des Handlungshintergrunds. Die Geschehnisse schildert er durch die Augen von Poul Silis, der einen Lehrstuhl für Geophysik inne hat und eines besonders hasst: Schnee und die damit verbundene Kälte. Mit beiden wird er im Verlaufe des Romans mehr als ihm lieb ist konfrontiert werden.

Beginnt der Roman, der ein paar Jahre in der Zukunft spielt, noch als ein Wissenschafts-SF-Roman, so driftet er immer mehr zu einem Horror-Roman ab. Die Mythologie von H.P. Lovecraft, die von vielen Autoren aufgegriffen und oftmals nicht besonders lesenswert umgesetzt wurde, bildet auch den Hintergrund für Marraks Roman. Wer Vergleiche mit den Texten Lovecrafts anstellen möchte, wird sehr schnell feststellen, dass Marraks Stil wesentlich moderner ist und er auf alle Schwülstigkeiten im Text verzichtet. Die Handlung wird geradlinig fortgeführt und nicht mit ausführlichen Darstellungen von Lovecrafts Mythologie belastet. Der Autor baut gerade soviel in seinen Text ein, wie ein Lovecraft unkundiger Leser zum Verständnis des Hintergrunds benötigt.

Gleichsam werden alle offenen Fragen bis zum Schluss beantwortet. Michael Marrak geht hier weiter als Lovecraft, der vieles nur andeutete. Bei Marrak wird das Unglaubliche ans Tageslicht gezerrt. Poul Silis wird nicht von dem Anblick der Schrecken verschont, sondern wird mit ihnen Aug in Aug konfrontiert. Am Ende wird deutlich, dass die Erde sich einem neuen Zeitalter entgegenbewegt. Einem Zeitalter, in dem die Menschen nicht mehr die Herren der Welt sein werden.

Michael Marrak hat einen überaus lesenswerten Horror-Roman verfasst, der auch für Genrefremde Leser zu empfehlen ist. Ich persönlich habe "IMAGON" innerhalb von wenigen Tagen gelesen und war angetan von den Ideen und dem Stil des Autors.

Andreas Nordiek


      CTHULOIDE WELTEN (www.cthuloide-welten.de )

Jetzt ist der mit Abstand voluminöseste Roman in der Reihe H.P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens erschienen: Imagon. Autor ist Michael Marrak, der derzeit ausgesprochen angesagt ist und nicht zu Unrecht schon allerlei bekannte Literaturpreise eingeheimst hat. Hier legt er nun einen modernen Cthulhu-Roman vor, so könnte man es wohl nennen.

Marrak versteht es, anschaulich zu beschreiben. Er demonstriert auch, dass er sich in die Materie seines Romanes hervorragend eingearbeitet hat. Besonders Anfang und Ende des Buches sind ein ansprechendes Lesevergnügen. Störend wirkt allerdings der deutliche Bruch in der Handlung, als die aufgestaute Spannung, was dort in der Tiefe lauern mag, sich nicht in weiteren Geschehnissen entlädt, sondern der Leser die Antwort auf einem Teller serviert bekommt in Form eines Vortrages über den Cthulhu-Mythos im weitestgehenden Sinne. (…) Nach diesem dozierenden Einschub (…) geht der Roman wieder schwungvoll weiter. Die Zeitreise ist gut erzählt, und danach tritt der Roman in seine heiße Phase ein. Im Vor-Finale wird ein Schoggoth beschrieben, wie es beeindruckender kaum möglich sein könnte. Er ist - zutreffend - ein so gut wie unbesiegbarer, furchtbarer Gegner, der alles und jeden gnadenlos vernichtet. Nur die rechtzeitige Flucht würde helfen. Eine fesselnde und schreckliche Darstellung.

Imagon kann abschließend jedermann empfohlen werden; der Autor beschreibt in wohlgesetzten Worten und mit überzeugender und in die Tiefe gehender Fachkenntnis seine Materie. Die von ihm geschaffene Umgebung ist lebendig, die Personen ebenfalls. Nur wer sich im Cthulhu-Mythos auskennt, wird oftmals ob der Unstimmigkeiten verstimmt sein - alle anderen dürfte das wirklich nicht stören.

Ein spannender und gut geschriebener Horror-Roman nach Motiven Lovecrafts und seiner Schüler, so könnte man Marraks Werk kurz zusammenfassen.

Frank Heller


      AMAZON ( www.amazon.de )

Michael Marraks Imagon ist der zehnte Band innerhalb der wunderbar gestalteten Reihe H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens, und wie Basil Coppers Die Eishölle hat der Roman seine Wurzeln in Lovecrafts Novelle Berge des Wahnsinns, geht aber völlig andere Wege als die beiden älteren Werke -- modernere Wege.

Viele haben Lovecraft kopiert, viele eine Hommage geschrieben, doch wenige haben seinen Stil und seine Atmosphäre so gelungen in die Gegenwart bzw. die nahe Zukunft versetzt, wie dies in Imagon geschieht. Marrak hat Lovecrafts Kreaturen und Motive in einen packenden Science-Thriller versetzt, in dem Forscher sich mit modernen wissenschaftlichen Methoden dem Grauen nähern. Die gut recherchierten, harten Fakten zu Grönland, Meteoriten, technischen Geräten und desgleichen sind manchmal sogar ein wenig viel, doch letzten Endes verliert Marrak nie die eigentliche Geschichte aus den Augen, die stetig Spannung aufbaut und mit überraschenden Wendungen aufwartet, bis hin zum furiosen Showdown, den kein Hollywood-Regisseur besser hätte inszenieren können.

Boris Koch


 
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